Für 2010 hatten wir uns als Reiseziel Gibraltar vorgestellt und so wurde Anfang des Jahres fleißig geplant.
Die Planung war gut, aber es kommt dann meistens anders, als man es vorhatte.
12.6. (532 km) Gestartet sind wir am 12.6. Richtung Mülhausen. Ein Stück durch die Eifel, dann durch die Pfalz und das Saarland und dann als Tageshöhepunkt den
Höhenzug der Vogesen. Pünktlich zum Tourbeginn leichter Nieselregen. Der dauerte aber nur eine halbe Stunde und den Rest des Tages konnten wir mit einem Sonnen-Wolkenmix trocken überstehen.
13.6. (417 km) Von Mülhausen ging es über Basel Richtung Genfer See. Zur Mittagszeit waren wir in Lausanne und haben nach was Essbarem Ausschau gehalten. Offensichtlich bezahlt man hier nicht den Seeblick mit, sondern die Seenähe. Selbst McDonald hatte gesalzene Preise. Ein Standardmenü lag etwa 100% über dem bei uns sonst üblichen Preis. Weiter ging es Richtung Chamonix und anschließend nach Albertville. Kurz vor dem Tagesziel fing es an zu regnen. Dazu eine Straßensperrung und eine Umleitung über ein kleine Passstraße.
14.6. (387 km) Nachdem sich die gestrige Strecke extrem in die Länge zog (9 Stunden Fahrzeit) und uns eine Warnung eines Freundes noch im Ohr war, dass die geplanten 400 km durch die französichen Seealpen nicht an einem Tag zu schaffen seien, haben wir kurzerhand umdisponiert und die Autobahn Richtung Marseille genommen. So waren wir schon kurz nach Mittag bei unserer Bekannten und hatten mehr Zeit zum klönnen. Abends wurde gegrillt.
15.6. Ruhetag in Marseille. Geplant hatten wir einen Tag am Pool. Also sonnen, schwimmen... Bekommen haben wir Wasser in nicht unerheblicher Menge. Leider von oben. Nix vorbräunen für die ersten Tage am Strand in Spanien. Ich durfte mir noch eine Werkstatt suchen, da sich die Schraube des Seitenständers gelöst hatte.
16.6 (406 km) Weiterfahrt nach Andorra. Das Wetter sah immer noch recht bescheiden aus, jedoch rissen die Wolken nach gut einer Stunde Fahrt auf und der Sonnenschein sollte uns den ganzen Tag begleiten. Lediglich kurz vor dem Tagesziel fielen noch ein paar Tropfen Regen. Die Regenkleidung haben wir aber trotzdem tragen müssen. Unsere Sommermotorradkombis sind für Temperaturen von mehr als 25 °C gemacht. Auf den Pässen in den Pyrenäen waren es teilweise nur 3 °C, so dass die Fleecejacken und die Regenkleidung unverzichtbar waren.
17.6. (421 km) Ich hatte eine sehr schöne Route durch Andorra Richtung Barcelona herausgesucht und ins Navi einprogrammiert. Nach so ca. 30 km endete die asphaltierte Straße. Mit gut 500 kg ist unser Motorrad auf befestigten Straßen gut fahrbar, aber auf losem Untergrund und einer unbekannten Stecke haben wir uns entschlossen kehrt zu machen und auf diesen Routenteil zu verzichten. Die Fahrt nach Villanova ca. 30 km südlich von Barcelona verlief dann unspektakulär. Villanova ist die erste Station, an der wir im Zelt übernachten.
18.6. - 19.6. Zwei Ruhetage. Dabei haben wir uns zumindest an einem Tag in das Getümmel Barcelona´s gestürzt.
20.6. (400 km) Weiterfahrt nach Oliva ca. 80 km südlich von Valencia. Aber bis Oliva sind wir an diesem Tag nicht gekommen. Beim Schließen des Helmvisiers meines BMW System 6 Helms machte es ein leises aber wahrnehmbares Knacken und ich hatte die rechte Visiermechanik in der Hand. Und das bei 80 km/h! Wir haben dann angehalten, den Schaden begutachtet, das Visier vollständig demontiert und im Tankrucksack verstaut und sind weitergefahren bis Valencia. Da es ein Sonntag war, haben wir lediglich einen BMW-Händler gesucht. Dank Free-WiFi bei Mc Donald konnte ich auch eine Händleradresse ermitteln. Interessanterweise kann man auf der deutschen BMW-Homepage nicht nach weltweiten Händleradressen suchen. Nein, man darf sich mit der spanischen Seite herumschlagen, die nichtmal die Möglichkeit zum Umstellen auf Englisch angeboten hat. Service scheint für BMW weiterhin ein Fremdwort zu sein. Das sollte sich dann am Montag beeindruckend bestätigen.
21.6. (100 km) Also frohen Mutes auf zum BMW-Händler. Die Adresse aus dem Internet stellte sich lediglich als Schowroom für Neufahrzeuge heraus. Englisch war für die Mitarbeiter eine unbekannte Sprache. Trotzdem bekam ich nach einigen Gesten die Adresse der Werkstatt. Einmal quer durch Valencia zu Dos Rodes, Exklusivhändler für BMW in Valencia. Das war der besagte Händler. Zumindest gab es dort einen Mitarbeiter, der der englischen Sprache mächtig war. Kurz das Problem erklärt, auf die noch laufende Garantie verweisen und auf Hilfe hoffend warten. Kurzes Palaver in Spanisch mit dem Lageristen und man erklärt mir, das Ersatzteil ist in Spanien nicht lieferbar. Lieferzeit aus Deutschland 15 ! Tage. Das der gleiche Helm im Verkaufsraum lag und man dort das Ersatzteil hätte ausbauen können, wurde schlichtweg ignoriert. Auch meine Frage, ob man das Teil nicht aus dem neuen Helm nehmen könne wurde kategorisch abgelehnt. Daraufhin habe ich mit BMW in München telefoniert. Nachdem ich dann die dritte Telefonnummer bekommen habe, hatte ich einen vollkommen unfähigen Mitarbeiter der BMW AG an der Strippe. Man könne mir nicht helfen. Garantie? Fehlanzeige. Auf meine Frage, "Soll ich mir jetzt einen neuen Helm kaufen um die 2400 km zurückzufahren" bekam ich lediglich zur Antwort, dass der Preis für den Helm nicht über die Garantie abgerechnet werden könne. Kein Lösungsansatz, keine Hilfe und das, obwohl der Helm erst 15 Monate alt war. Da ich wusste, das der Helm von Schuberth produziert wird, habe ich mit Schuberth in Magdeburg telefoniert. Was für ein Service. Hier sollten die Manager der BMW Group einen Lehrgang in Sachen Service belegen. Ich wurde mit einem Techniker verbunden der mir die Ersatzteile per UPS Express kostenlos nach Spanien geschickt hat. Das Päckchen haben wir uns an den Campinplatz in Oliva schicken lassen, da wir mit mindestens 2 Tagen Lieferzeit gerechnet haben. Also ging es weiter nach Oliva, da hier zumindest die Wartezeit an einem feinen Sandstrand versüßt wurde.
22.6. Lieferzeit zwischen dem Telefonat mit Schuberth keine 36 Stunden. Das nenne ich Service und hätte ich von der "Premiummarke" BMW erwartet. Das Teil einzubauen war überhaupt kein Problem.
24.6. (515 km) Weiterfahrt nach Calahonda ungefär 100 km vor Malaga. Von hieraus wollen wir als Tagestouren Gibraltar, Granada und die Sierra Nevada aufsuchen.
25.6. (476 km) Fahrt nach Gibraltar und auf der Rückfahrt noch Marbella angesehen.
26.6. (239 km) Fahrt nach Granada und die Sierra Nevada.
27.6. (515 km) bis 2.7. Urspünglich wollten wir noch ein paar Tage bleiben und dann nach Madrid, Bilbao, La Rochell und Paris weiterfahren. Durch den unfreiwilligen Stop in Valencia (Helmschaden) und das bis dahin etwas zu kurzgekommene Urlaubsfeeling haben wir uns entschlossen, die Rücktour komplett umzuschmeißen und noch ein paar Tage an der Küste zu verbingen. So sind wir zurück nach Oliva gefahren. Der Campingplatz war der Beste der gesamten Tour.
2.7. (676 km) bis 5.7. Fahrt nach Norden, nach St. Cyprien in Südfrankreich.
5.7. (601 km) Fahrt Richtung Paris. Allerdings wären das mehr als 900 km gewesen und so haben wir in Moulin übernachtet.
6.7. (365 km) Ankunft in Paris
7.7. Stadtbesichtigung aber diesmal ohne die RT. Wir sind mit der RT nur zum nächsten Bahnhof gefahren und haben den Zug in die Innenstadt genommen. In Paris sind wir mit dem Kombitagesticket Metro gefahren.
8.7. Disneyland besucht
9.7. (464 km) Die Rückreise nach Hause verlief unspektakulär. Nur die belgischen Autobahnen verdienen eine besondere Erwähnung. Der Straßenzustand erinnerte ehr an eine Kreisstraße, die nach dem letzten Winter ganz besonders gelitten hat.
Alles in allem sind wir in den 28 Tagen 6.833 Kilometer gefahren.
Unser Fazit: Die Spanier beginnen erst zu leben, wenn andere in's Bett gehen wollen und so war die Nachtruhe zumindest in Spanien problematisch. Insgesamt war es ein schöner Urlaub, der aber nicht nach einer Wiederholung schreit, so wie das im letzten Jahr in Italien war. BMW hat wiedereinmal gezeigt, dass Kundenzufriedenheit für BMW ein Fremdwort ist. BMW sitzt selbst in der Krise hochnäsig auf seinem hohen Ross und wundert sich, warum die Kundschaft fern bleibt. Ich werde jedenfalls weder ein Fahrzeug der BMW Group noch deren Accessoires kaufen. Versprechungen helfen mir nicht weiter, es erfordert schon Taten folgen zu lassen und die vermisst man bei BMW schmerzlich.
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